Der Berg ruft wieder!
Für alle Oldtimerfreunde, die mal richtig etwas erleben wollen gibt es seit 5 Jahren eine Weltmeisterschaft auf den Großglockner in Österreich. Die Großglockner Hochalpenstraße ist wohl die schönste Aussichtsstraße Europas, was aber nicht heißt, dass sie keine Steigungen und Kurven aufweist! Ganz im Gegenteil: Zur Erklimmung des höchsten Berges von Österreich (3798 m) ist nicht nur Freude an den Traktoren, sondern vor allem Mut und Eifer Voraussetzung, was vom 15. - 17. September 2006 600 Traktoren angezogen hat.
Schon am 1. Tag des Rennwochenendes tummelten sich ca. 600 Oldtimer Traktoren in Bruck - dem Ausgangspunkt der Großglocknerstraße - und jeder ankommende Traktorfreund wusste, dass es nun wohl losgehen wird. Ihre Besitzer marschierten von einem Ende zum Anderen – besorgten sich das Startpaket inklusive Startnummer, polieren und säubern ihre Traktoren und fuhren zur technischen Überprüfung, wo die alten Traktoren vor dem anstrengenden Anstieg nochmals auf ihre Sicherheit überprüft wurden.
Als dann die Kirchenglocken den Mittag einläuteten, war es soweit – alle Teilnehmer platzierten ihre Traktoren nach Startnummern geordnet und waren bereit zur gemeinsamen Eröffnungsfahrt in den nächsten Ort Fusch. Dort wurden die Teilnehmer von vielen begeisterten Zuschauern begrüßt und es galt die erste Aufgabe im Rennfieber zu bewältigen. Immer zwei Teilnehmer mussten im Druck der Zeit ein Geschicklichkeitsfahren meistern und so ihre WM-Tauglichkeit zeigen. Nach einem gemütlichen Beisammensein bei Musik und angenehmen Ambiente war es dann schließlich Zeit für die Nachtruhe, da der Samstag doch schon sehr früh begann.
Am eigentlichen Renntag - schon vor sieben Uhr herrschte reges Treiben im Startbereich in Fusch. Es wurden die Traktoren noch kontrolliert und vorgeheizt und so mancher Traktor brauchte schon in aller Früh eine Starthilfe für den bevorstehenden anstrengenden Tag. Gang und Gebe war aber die Wasserflasche am hinteren Ende des Traktors, die zumindest von jedem Zweiten auf den Großglockner mitgeführt wurde und den Oldie vor Wassermangel und Durst schützte.
Um halb acht Uhr war es dann soweit: Die ersten und damit die langsamsten Traktoren starteten in 1100 Höhenmetern zum Abenteuer in den Alpen. Der Start erfolgte in 10 Sekunden Schritten, bis alle Traktoren unterwegs waren, dauert es gute 2,5 Stunden. Die Zeiten wurden dabei von einer computergesteuerten Anlage gemessen, die von einem qualifizierten Team betreut wurde. Die schnellsten Traktoren brauchten bei der Auffahrt eine knappe Dreiviertel Stunde die langsamsten befanden sich nach 2 Stunden immer noch im Rennen und tuckerten die Straße rauf. Wer nun aber glaubt es geht bei dieser Weltmeisterschaft um Schnelligkeit, der hat sich geirrt.
Bei durchschnittlich 10 % Steigung und oft ungesicherten Straßenrändern, die nur eine Abgrenzung zum 100 m tiefen Abgrund bilden, ging es darum exakt die Durchschnittszeit aller Traktoren in einer Klasse zu erwischen. Das heißt, dass auf der für den übrigen Verkehr gesperrten Großglockner Hochalpenstraße drängeln oder gar aggressives überholen nicht unbedingt Sinn machte und es bei den Teilnehmern eher auf Gefühl und Köpfchen ankam. Damit aber nicht der Älteste oder der Schwächste mit dem Jüngsten oder Stärksten konkurrieren musste, gab es vier Klasseneinteilungen nach PS und Höchstgeschwindigkeit. Direkt nach dem Durchfahren des Ziels wusste also keiner der Teilnehmer, wie gut oder schlecht er im Kampf um den Weltmeistertitel lag.
Erst am Abend waren die Computerzeiten ausgewertet und der Weltmeister sowie die jeweiligen Klassensieger standen fest. Um das Warten auf die Siegerehrung angenehm zu gestalten, gab es nach der Abfahrt vom Großglockner (auf Wunsch auch gesichertes Abschleppen möglich) ein umfangreiches Rahmenprogramm im Stiegl – WM-Areal in Bruck.
Alle Traktoren wurden in diesem Gelände nochmals zur Schau gestellt und konnten sich beim Traktor – Pulling nochmals beweisen oder sich von den Strapazen des Vormittags etwas erholen. Ab 20.00 Uhr luden dann die Organisatoren zum WM-Ball in die WM-Festhalle. Heuer darf sich der Deutsche Jörg Weinand auf einem Schlepper der Marke IHC Type G 489 Baujahr 1964, Oldtimer Traktoren Weltmeister nennen. An ihm liegt es nächstes Jahr den Weltmeistertitel zu verteidigen und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Natürlich gehört diese Weltmeisterschaft gehörig gefeiert, auch wenn man nicht den Titel errungen hat – denn jeder, der den Großglockner bezwingen kann darf sich Sieger nennen.
Am Sonntag ging das Wochenende dann schön langsam zu Ende. Zur gemeinsamen Abschlussfahrt trafen sich die Oldtimer Traktoren und ihre Begleiter um 9.00 Uhr. Nach dieser Rundfahrt ging es dann weiter zum Frühschoppen beim Maximarkt in Bruck mit Konzert der Trachtenmusikkapelle und viel Unterhaltung für die Teilnehmer.